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Herbst im Danubiana

WALASSE TING – DIE FASZINIERENDE WELT SEINER FARBEN

Das Schaffen von Walasse Ting gehört heute zur chinesischen und westlichen Kultur. Die Modernität seines Stils hat ihre Basis in der Unterschiedlichkeit chinesischer und westlicher Kunst. Dennoch galt er nach seiner Ankunft in Paris als „moderner chinesischer Künstler“. Ausgehend von den Traditionen der chinesischen Anilintinten-Kalligrafie fand seine Arbeit Widerhall in der Umgebung der ehemaligen Abstraktion – im Taschismus und im abstrakten Expressionismus. Er knüpfte enge Kontakte mit den Künstlern der Gruppe CoBrA (insbesondere mit P. Alechinský), mit denen ihn die ästhetische Ähnlichkeit, die Interaktion zwischen Malerei und Kalligrafie, geschriebener Poesie und kollektiver Initiative verband. Zudem bildete für sie alle Improvisation die Grundlage für Kreativität. Im neuen kulturellen Umfeld verzichtete Ting nicht auf traditionelle Techniken und Elemente der chinesischen Kunst, sondern verband sie mit Experimenten mit dem eigenen westlichen künstlerischen Denken.
Entscheidend während seines Aufenthalts in den USA war für ihn das Zusammentreffen mit Popart und abstraktem Expressionismus. Diese gegensätzlichen künstlerischen Stile synkretisierten sich in Tings Schaffen zu einer spezifischen, von der Originalität seiner Kultur ausgehenden, einheitlichen Konzeption. Sein künstlerisches Wachstum wurde durch Kontakte mit Künstlern, insbesondere mit Sam Francis, beeinflusst. Dank diesem gab er den Gedichtband „Leben für einen Cent“ (1C Life) mit Litografien wichtiger Popart-Künstler und Abstraktionisten heraus (A. Warhol, J. Rosenquist, R. Lichtenstein, T. Wesselmann, P. Alechinsky, K. Appel, A. Jorn, S. Francis, K. Kogelnik und J. Mitchell).
Der Charakter von Walasse Tings Malerei wandelte sich von einer frühen monochromatisch-gestischen Ausdrucksweise zu Farbkompositionen, die vom aus östlichen und westlichen Quellen  schöpfenden, Figuralismus charakterisiert sind. Die serienmäßige Multiplikation des Motivs sowie farbliche Brillanz, kombiniert mit traditioneller Leichtigkeit und Klarheit der chinesischen Malerei, positionieren sein Schaffen außerhalb der eigenen Kulturgrenzen. Er erzielte einen strahlenden Leuchteffekt in einer Serie mit Blumen und Vögeln, die mittlerweile legendär ist.
Die Ausstellung präsentiert eine bedeutende Kollektion von Werken aus den Sammlungen von Meulensteen, Nico Delaive und Frech.

MICHAEL RITTSTEIN – (ĽAHKÝM KROKOM) LEICHTEN SCHRITTES

Michael Rittstein (1949) ist ein hervorragender Künstler mit eigenwilligem Malstil. In visuellen Motiven ist er Beobachter der Menschen und der sozialen Interaktion zwischen Lebewesen. Durch ihre Darstellung versucht er, in das verbale, und mehr noch in das nonverbale Wesen der Situation zwischen ihnen vorzudringen. Michael Rittstein trägt beobachtete Situationen aus dem Leben zusammen und inszeniert sie in seinen Bildern. Ergebnis ist ein Bild, das die ontologischen Prinzipien des menschlichen Seins auf der Welt umreißt: seine Bemühungen, seine Siege und Niederlagen, das Groteske der Moral, aber auch die innere Integrität des Einzelnen. Ihn fasziniert die Animalität der Bewegung von Mensch und Tier, weshalb Szenen aus dem Leben der Menschen und Tiere aktionsreich und dynamisch daherkommen und oft die barocke Perspektive oder die Massenhaftigkeit und Verflochtenheit der Szenen wie von Hieronym Bosch zitieren. Rittstein ist jedoch aktuell und setzt dem Betrachter keine moralisierenden Bedeutungen vor. Rittstein ist von der Geschichte des Menschen in seinen Mühen fasziniert. Seine Werke sind jedoch die Essenz einer gewissen Abgeklärtheit. So trägt auch seine Ausstellung den Titel „Leichten Schrittes“, was soviel bedeutet wie zügig und mit Übersicht. Sie konzentriert sich auf seinen Blick auf die Welt von heute und stellt sein Schaffen der vergangenen fünfzehn Jahre vor. Der Ausdruck und die Dynamik der Bilder unterstreichen seine unverwechselbare Handschrift. Beim Malen geizt er nicht mit kräftigen Farben und trägt sie in dicken Schichten auf, sodass die Bilder Profil, Glanz und Plastizität erhalten.
In der Ausstellung ist die Bilderserie Sport-Epopee (2011) zu sehen. Sie besteht aus siebenundzwanzig Darstellungen olympischer Disziplinen und entstand im Auftrag des Tschechischen Olympischen Komitees anlässlich der XXX. Olympischen Sommerspiele in London. Ausgestellt ist auch das großflächige Werk „Podľa scenára“ (Nach dem Szenario – 2009), das im Auftrag des bedeutenden tschechischen Regisseurs Jan Němec für dessen 3D-Film entstand. Auf der Ausstellung sind mehr als sechzig Gemälde des Autors zu sehen. Daher entstand bei dieser Gelegenheit auch ein Buch mit dem Titel Michael Rittstein, in dem der Maler, Künstler und Pädagoge Rittstein die Bedeutungen und Umstände der Entstehung einiger Bilder mit eigenen Worten erklärt.

JÁN KELEMEN – BALANS (Balance)

Die Möglichkeiten der künstlerischen Suche kombinieren oft scheinbar gegensätzliche künstlerische und technologische Aspekte. Ján Kelemen experimentierte auf kreative Weise mit verschiedensten technologischen Prozessen und Verfahren. Den vorherrschend abstrakten Charakter der Malerei hielt er nicht für die einzige künstlerische Form. Seine Forschernatur ergab sich aus einer emotionalen Bindung zur Natur, zu natürlichen Materialien, Strukturen und zur Figurativität. Auf dieser Grundlage formte sich seine unkonventionelle Denkweise und der Hang zur Verwendung verschiedener Materialien und Kunstformen. Zu seinem ursprünglichen Interesse an Grafik und Malerei kamen weitere Bereiche hinzu – Keramik, Bildhauerei, Objekt-Design und Performances. Zu einem integralen Bestandteil seines Schaffens ist neben großflächigen Werken der Raum geworden. Der Raum als Ort für Skulptur und Objekt, und auch als Ort zur direkten Intervention und übergreifend zum Schutz der Natur.
Die aktuelle Ausstellung bietet eine Auswahl aus seinem neuesten malerischen und bildhauerischen Schaffen. Die Absicht ist es, im Ausstellungsraum eine Synthese aus Farben und Formen im Kontext der räumlichen Formen der bildhauerischen Werke zu schaffen. Der Action-Painting-Charakter früherer Zeiten zieht sich hinter Farbflächen und disziplinierte, fast an Geometrie grenzende Linien zurück. Die künstlerische Ausdrucksweise verlässt sich nicht auf die kalligrafische Geste, sondern setzt eher auf die Monumentalität von Formen und expandierende Farbigkeit. Ein neues Feld für Experimente entdeckte Kelemen bei der Arbeit mit Glas. Die Glasmasse ermöglicht ihm nicht nur verschiedene Arten der Modellierung, sondern auch die Arbeit mit einem weiteren Element – dem Licht. Ihre Ausstellungspremiere haben Strukturplatten aus gefustem Glas kombiniert zu Objekten mit glänzenden Glaskugeln und Keramikeinschlüssen. Der Raum wird durch eine Reihe von, auf Figuren basierenden Keramik-Skulpturen ergänzt. Der Autor hat eine geometrisierende, von Kegel- und Zylindergebilden ausgehende Form gewählt. Zwischen den Gemälden und räumlichen Werken besteht eine innere, die in der Suche nach einem Gleichgewicht zwischen natürlichen und abstrakten Formen bestehende Grundidee des Künstlers ausdrückende, Verbindung.

PETER UCHNÁR – ILLUSTRATIONEN

Der Künstler drückte damit die Grundcharakteristik seines Schaffens aus. Peter Uchnár ist ein Repräsentant der malerisch konzipierten Illustrationen. Beide Bereiche, freies Schaffen und Illustration, überschneiden sich. Er verbindet ihr Wesen durch künstlerische Verarbeitung. Grundlage für die Illustrationen sind in der Regel Zeichnungen, wobei die Verwendung von Farben eher eine koloristische Funktion hat. Peter Uchnárs künstlerische Ausdrucksweise basiert nicht auf Linearismus, obwohl er ein hervorragender Zeichner ist. Farbe ist für ihn ein reines Malmittel, und so arbeitet er auch damit. Die Fläche des Bildes wird unter seiner Hand zu einem tiefen Raum, in dem plastisch geformte Figuren und Objekte durch Farbtöne räumliche Qualität erhalten. Die von ihm gewählte Farbskala umfasst gebrochene, gemischte Töne, die mittels eines Lichtschleiers zu einem Ganzen werden. Prinzipiell vermeidet er kontrastreiche und zu kräftige Farben. Der Farbton korreliert dabei mit der Funktion des irrealen Kontextes. Dies wird durch die Konzeption des Darstellungsraums noch hervorgehoben. Dieser ist eher wie Luft, in der die Kompositionen beinahe schwerelos und oft in strudelartiger Bewegung levitieren. Der Blick aus der Vogelperspektive ähnelt der Sichtweise eines unbekannten Wesens. Das Fantasiehafte, das man seinen Werken zuschreibt, deutet eher auf eine Verbindung zu aktuellen visuellen Konstruktionen von Sci-Fi-Welten hin.
Unter zahlreichen Titeln bildet eine Auswahl aus „Truhlice najkrajších rozprávok“ (Truhe mit den schönsten Märchen – 2014) und dem ikonischen „Peter Pan“ (2009, 2015) den Schwerpunkt der Ausstellung. Uchnár brachte darin in vollem Umfang seine malerischen Prinzipien, seine leichthändige Arbeit mit dem Pinsel, Schraffuren, Flecken und Farbnuancen zur Geltung. Sein ausgeklügelter Umgang mit Perspektive schafft beliebige Größenverhältnisse zwischen Objekten und Figuren sowie beeindruckende Kontraste von Vergrößerungen und rotierenden Kompositionen. Aus seinem freien grafischen Schaffen gibt es eine Auswahl zu den Gedichtesammlungen von Juraj Žembera „V rukavičkách z vlastnej kože“ (In Handschuhen aus der eigenen Haut – 2013), „Rana po štepárskom noži“ (Eine Wunde vom Klappmesser – 2016) und zur Sammlung von Katarína Mikolášová „Sonáta pre zem“ (Sonate für die Erde – 2017). Gedichte inspirierten ihn zu abstrakten Reflexionen über das Verhältnis von Mikro- und Makrowelt. Diese setzte er mittels einer an Holzschnitt erinnernden, innovativen Gravur-Technik auf Kunststoffplatten um.

Dauer der Ausstellungen:

9.9.–29.10.2017 (Ján Kelemen, Peter Uchnár)
9.9-12.11.2017 (Walasse Ting, Michael Rittstein)